Recycling

Warum die Forderung nach „einfach mehr Recyclingverpackungen“ ganz schön komplex ist

Ich möchte den Eintrag mit ein paar Fakten beginnen, die vielen bekannt sind, aber die man sich trotzdem hin und wieder bewusst machen sollte: Polypropylen hat als Kunststoff für Verpackungen viele Vorteile, denn er verträgt zum Beispiel Hitze und Kälte besser als andere Kunststoffe und er braucht keine sogenannten Weichmacher um eine hohe Schlagzähigkeit beziehungsweise Steiffigkeit zu erhalten. Dazu lässt er sich, wenn er nicht verunreinigt ist, sehr gut wieder dem Stoffkreislauf zuführen. Kurz gesagt kann Polypropylen die Antwort auf zentrale Forderungen sein: Keine Weichmacher, mehr Recycling, weniger Kunststoffabfall. Das wollen viele Verbraucherinnen und Verbraucher, das wollen wir auch. Gleichzeitig wissen wir aber, dass das bei weitem leichter gesagt als getan ist.

Warum? Weil „einfach mehr recyceln“ nicht so einfach umzusetzen ist. Der wichtigste Grund dafür ist simpel: Recyceltes Polypropylen ist nicht klar oder weiß, sondern grau. Das ist gut an unserer GROKU Green-Serie zu sehen. Wie schwierig es ist, Gewohnheiten im Groß- und Einzelhandel zu ändern, zeigt ein Blick auf den Markt von Dispersionsfarben für den häuslichen Wohnungsanstrich, bei dem Eimer aus Polypropylen eine wichtige Rolle spielen. Die Verbraucher sind es gewohnt, dass weiße Farbe in einem weißen oder strahlendem farbigen Eimer verkauft wird. Psychologisch ist das leicht nachvollziehbar, faktisch ist es unerheblich: Weiße Farbe ist aus unseren grauen GROKU Green-Eimern genauso sauber, genauso weiß und damit genauso gut, wie aus einem unserer weißen Eimer. Das gilt übrigens nicht nur für uns, das gilt auch für alle anderen Produzenten von hochwertigen Polypropylenprodukten, die wie wir große Anstrengungen übernehmen, um den Recyclinganteil deutlich zu erhöhen. Trotzdem fordert schon der Handel – etwas lax gesprochen aus vorauseilendem Gehorsam – weiße Wandfarbe in weißen Eimern, statt ein Umdenken auf Konsumentenseite aktiv zu befördern und für einen nachhaltigeren und verantwortungsvollen Umgang mit Rohstoffen zu sorgen. Ja, es gibt auch den Wunsch Recyclinggebinde einzusetzen – aber bitte ohne eine äußerliche Veränderung des Produkterscheinungsbildes. Dazu hat es die weiße Farbe in den recycelten Eimern auf ihrem Weg in den Einkaufswagen zusätzlich schwer, weil auch der Preis nicht günstiger sein kann: Prozessbedingt ist recyceltes Polypropylen teurer als neu synthetisiertes. Das gilt noch einmal mehr, wenn der Rohölpreis – wie zurzeit – niedrig ist.


Diese Gedanken lassen sich in zwei Fragen zusammenfassen: Wie wollen, wie sollen wir künftig weitervorgehen, wenn es um das Recycling von Kunststoffen geht? Wie können wir den Großhandel, den Einzelhandel und die Verbraucherinnen und Verbraucher davon überzeugen, nachhaltiger zu konsumieren – in Deutschland, Europa und der Welt? Eigentlich ist es ja ganz einfach, wie das Beispiel der weißen Wandfarbe zeigt, denn die eigentliche Produktqualität ändert sich ja nicht …

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